Hausbesuch bei Christiane Kada
Eine Hälfte von zweintopf, nämlich Gerhard Pichler, hat Christiane Kada in ihrem zuhause in Schloss Hornegg bei Preding besucht. Dort betreibt die Familie eine Biofischzucht.
Nach einer ziemlich eindrucksvollen Schlossführung vorbei an vielen Kunstwerken (u.a. von Christian Eisenberger, Andreas Heller, Anaïs Horn, Helga Philipp, Val Smets, Manfred Willmann Erwin Wurm…), haben wir uns bei selbstgemachtem Apfelkuchen über erste Zugänge zur Kunst, das Kunstland Steiermark und den Kunstverleih unterhalten.
Christiane Kada ist seit 2017 dabei und hat Arbeiten von Andreas Heller, Michael Fanta, Marianne Lang, Nina Schuiki, Isa Riedl, Maria Schnabl und aktuell von zweintopf ausgeliehen..

Gerhard
Ich starte unsere Hausbesuche immer mit einer ähnlichen Frage:
Ich bin im Gurktal (Kärnten) sehr kunstfern aufgewachsen, habe meine erste Kunstausstellung mit 20 in Graz gesehen. Wann kamst du das erste Mal in Berührung mit Kunst und hast bemerkt, dass das für dich Relevanz hat?
Christiane
Kunst war immer schon ein Teil von meinem Leben – schon als Kind. Mit meinen Eltern haben wir viele Kirchen, Schlösser, Ausstellungen besucht. Ich kann mich gut an eine Gotik-Ausstellung in St. Lambrecht erinnern. Dort hat mich diese Strahlenkranzmadonna sehr beeindruckt. Es war vor allem die „alte“ Kunst, die meine Eltern interessiert hat.
Gerhard
Hatten deine Eltern einen beruflichen Bezug dazu? Haben sie sich für solche Ausflüge vorbereitet, oder ging es eher um ein Flanieren und ein Auf-sich-wirken-lassen?
Christiane
Beruflich hatten sie überhaupt keinen Bezug dazu. Es war einfach ein Teil ihres Lebens, den sie sehr geschätzt haben. Bei meinem Vater war es vornehmlich ein historischer Zugang, bei meiner Mutter ein handwerklicher und ästhetischer. Und sie waren auch immer sehr gut vorbereitet und wussten, was wir uns im Detail anschauen sollten. Meine Mutter hatte immer den Dehio mit und uns Kindern wurde auch immer alles vermittelt. (Anmk. Der Dehio ist ein von dem deutschen Kunsthistoriker Georg Dehio begründetes, beschreibendes Verzeichnis der kunsthistorisch bedeutendsten Kunstdenkmäler und ihrer Ausstattung im deutschsprachigen Raum). Mit der zeitgenössischen Kunst hingegen bin ich gar nicht in Berührung gekommen. Mein Vater hat zwar die ganzen Aktivitäten von z.B. Mühl, Nitsch, Brus und so weiter in der Zeitung verfolgt, hat das aber immer negativ kommentiert. Daher war es für mich selbst auch kein Thema.

links: eine großformatige Arbeit der Künstlerin Val Smets
rechts: eine Schichtung unterschiedlicher Werke unter anderem von Hans Bischoffshausen und Helga Philipp
Gerhard
Wann kam dann die Hinwendung zur zeitgenössischen Kunst?
Christiane
Ich habe zuerst drei Semester Jus studiert und fand das ganz grauenhaft. Der Grund, warum ich dann mit dem Kunstgeschichtestudium begonnen habe, liegt an einer wunderschönen Skulptur von Veit Königer, die bei uns im Park steht. Zum damaligen Zeitpunkt wurde sie gerade restauriert und ich kam in Kontakt mit dem Landeskonservator und einem Restaurator. Da wurde mir klar, dass die Beschäftigung mit Kunst auch ein Beruf sein könnte. Und ich habe dann mit dem Studium begonnen, nicht wissend, dass es eine zeitgenössische Kunstproduktion gibt.
Gerhard
Was einem im Kunstgeschichte Studium auch gar nicht unterkommen muss, oder?
Christiane
Das stimmt. Ich hatte aber das Glück, dass damals Wilfried Skreiner (Anmk. Kunsthistoriker, Leiter der Neuen Galerie Graz, *1927- †1994) an der Universität gelehrt hat und ich mich in diese Richtung entwickeln konnte. Und ich habe dann wahrgenommen, dass es Kunstschaffen in jeder Zeit gibt – was ich mir bis dahin nicht überlegt hatte. Parallel zu meinem Studium habe ich dann als Praktikantin in der Neuen Galerie Graz zu arbeiten begonnen. Da ging es dann tatsächlich darum Werke von Zeitgenossen zu präsentieren und auch zu vermitteln. Und das hat mir riesige Freude gemacht.
Später habe ich in der Neuen Galerie auch lange als Sammlungsleiterin gearbeitet. Von dieser Zeit, zuerst bei Wilfried Skreiner und dann bei Peter Weibl, profitiere ich noch heute.
Und ich stelle fest, dass ich aus einer Generation bin, die noch mitbekommen hat, was trigon war (Anmk. 3-Länder-Biennale von 1967-1995), was der steirische herbst war, wie das Forum Stadtpark damals war und das ist in der Wahrnehmung der Generation von heute, die jetzt Kunstgeschichte studiert, nicht mehr vorhanden.
Gerhard
Warum glaubst du, ist die Relevanz dieser wichtigen Institutionen im Studium verschwunden?
Christiane
Es wird nicht mehr gelehrt und Graz hat sich auch sehr verändert. Es ist sehr viel breiter geworden in der Kunst. Und diese Festivals waren damals große Solitäre.
Gerhard
Gehörst du dann auch zur Generation, die behauptet: Damals war alles besser…lacht
Christiane
Das würde ich gar nicht sagen. Diese Festivals haben viel vorbereitet, was heute relevant ist. trigon hat gezeigt, dass die Öffnung Richtung Osten etwas extrem Wichtiges ist. Und damals sind Kontakte entstanden, die dann ab 1992, als alles offenstand, erloschen sind. Viele institutionelle Kontakte, die auf Grund des Eisernen Vorhangs möglich und notwendig waren, sind dann einfach nicht mehr gepflegt worden. Und ich glaube, das war ein Trugschluss. Nach 20 Jahren ist da eine riesige Lücke entstanden.
Gerhard
Du meinst, dass die Verbindung als die Mauer, der Zaun bestanden hat, intensiver war, als nach dem Fall der Grenzen? Vielleicht auch existenziell notwendiger?
Christiane
Ja, ich bin überzeugt davon. Viele Künstler:innen, die jetzt von der Kunstgeschichte entdeckt werden, kenne ich persönlich, denn die sind damals schon in der Neuen Galerie aus- und eingegangen. Danach sind die Kontakte vielfach abgebrochen und wurden auch nicht gepflegt. Da ist der Kunstverein <rotor> sicher eine der wenigen Ausnahmen.

Überall im Schloss findet man interessante Kombinationen aus angewandter und bildender Kunst.
In der Mitte ein Werk von Andreas Heller
Gerhard
Dein Weg hat dich über ein Studium der Kunstgeschichte und die Arbeit in der Neuen Galerie schließlich in die Verwaltung des Landes Steiermark geführt. Wie kam es dazu?
Christiane
Zuerst gab es noch einen Zwischenschritt. Ich wurde gefragt, ob ich die Öffentlichkeitsarbeit des Universalmuseums Joanneum übernehmen will, für alle ihre Abteilungen. Und es war wahnsinnig spannend, Publikationen zu machen und zu schauen, dass sich die einzelnen Häuser modernisieren.
Und da habe ich auch schon begonnen mit einzelnen Künstlern zusammenzuarbeiten. Um Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation nicht mit Agenturen zu machen, sondern mit jemand, der aus dem Bereich der Kunst kommt. Und das kann ich in meiner jetzigen Position auch (Anmk. Betreuung Preise, Stipendien, Atelierprogramme in der Kulturabteilung). Mit und für Künstler:innen zu arbeiten und zwar für eine Generation, die ganz aktiv arbeitet, relativ jung ist und sehr gestaltungsfreudig und wo ich sie ein Stück des Weges begleiten darf.
Gerhard
Dein Engagement als Person zeigt sehr deutlich, dass es in der Kunst immer auch gute Auftraggeber:innen braucht.
Christiane
Ich habe gesagt, wenn etwas gemacht wird, was sich nach außen richtet, dann müssen unbedingt Künstler:innen einbezogen werden. Gott sei Dank hatte ich die Unterstützung dafür in der Abteilung. Mein Leben wird durch diese Zusammenarbeit ungemein spannend. Und es geht da um Gestaltungsaufgaben, die ganz divers sind. Das können zum Beispiel Möbel sein oder ein Plakat oder die gesamte Gestaltung der Verleihung der Landeskulturpreise. Die Künstler:innen, mit denen wir dann arbeiten, sind jene, die durch unsere Jurys für Preise oder Stipendien ausgewählt wurden. Das spielt uns auch frei von einem Akt der Willkür in der Auftragsvergabe.
Gerhard
Jetzt ist es ja nicht selbstverständlich, dass man so viel Enthusiasmus zeigt, wenn man in der Verwaltung arbeitet…
Christiane
Es ist eben meine Leidenschaft. Als ich mit dieser Arbeit begonnen habe, gab es das ganze Stipendien- und Atelierprogramm überhaupt noch nicht. Es gab ein paar Preise und die wurden im Weißen Saal der Grazer Burg verliehen. Ich hatte aber immer Glück mit meinen politischen Vorgesetzten und Abteilungsleitern, die die Entwicklung und das Aufbauen unterstützt haben. Und das ist natürlich ein unglaubliches Asset, so etwas zu haben in einem Bundesland. Denn es schafft ein gutes Klima für eine Szene und es macht den Standort auch bekannt. Und ein Bundesland wie die Steiermark und eine Stadt wie Graz kann so ein Artist-in-Residence Programm sehr gut vertragen. Ich habe auch immer Wert darauf gelegt, dass das für Künstler:innen aller Sparten zugänglich ist. Was es für mich interessanter macht, aber auch für die Künster:innen untereinander. Da entstehen spartenübergreifend fantastische Dinge und Freundschaften.
Gerhard
Ich glaube, das Spezielle am steirischen Programm ist auch, dass die Künstler:innen nicht vereinzelt in Ateliers sitzen, sondern immer von einer Institution betreut werden.
Christiane
Ja, das ist einzigartig. Woanders wäre mir das noch nicht aufgefallen. Wir kooperieren hier vor allem mit der freien Szene. Die Szene hat so die Möglichkeit mit internationalen Künstlern zu arbeiten und die Betreuung wird auch bezahlt. Und für uns als Land Steiermark ist es fantastisch, so eine enge Verbindung zur freien Szene zu haben und zu sehen was für exzellente Partner das sind.
Gerhard
Bist du auch schon mal mit einer deiner Ideen an Grenzen gestoßen bzw. gibt es noch viele Ideen die du gerne umsetzen würdest?
Christiane
Eine Idee ist, das Artist-in-Residence Programm auf das Land auszuweiten, was auch durch die Kulturstrategie 2030 legitimiert wurde. Das ist auch ein Wunsch aus der Szene heraus. Das Ganze sollte dann in ein Regularium übergehen, wo auf eine Ausschreibung, sich Initiatoren aus der freien Szene gemeinsam mit internationalen Künstler:innen bewerben können.

Christiane Kada mit einem Werk des Künstlerduos zweintopf
Gerhard
Ist es schwer hier in den Regionen Partner:innen zu finden?
Christiane
Das ist nicht so schwer. Wichtig ist die gute Pflege der Kontakte. Und viele sind sehr offen, so etwas zu machen.
Gerhard
Und wie sieht es von der Seite der Künstler:innen aus? Die meisten wollen ja nach New York. Nicht unbedingt in die steirische Provinz. Gibt es da genug Bewerbungen dafür?
Christiane
Wir haben hier das Konzept umgedreht. Wir schreiben nicht eine Residency für alle Künstler:innen aus, sondern bitten die freie Szene, sich mit einem Künstler, einer Künstlerin zu bewerben. Ich glaube, dass hier viele Initiativen schon bestimme Leute im Auge haben, die sich begeistern könnten, etwas gemeinsam zu tun.
Die Rückmeldungen zum Residency Programm des Landes Steiermark sind jedenfalls sehr gut. Es ist sehr spannend immer die Berichte der Künstler:innen zu lesen. Da beschreiben sie detailliert, was sie gemacht haben, was ihnen gelungen ist, welche Kontakte sich neu ergeben haben, aber auch was sie nicht so toll gefunden haben. Auch diese negativen Rückmeldungen sind uns wichtig, weil wir dann etwas im Programm nachschärfen können.
Gerhard
Wenn ich also deine Arbeit für mich kurz zusammenfassen kann, dann ist es vor allem eine große Kommunikationstätigkeit?
Christiane
Ja, es ist eine große Kommunikationstätigkeit bzw. ist es auch immer eine Art Feldforschung. Ich schaue mir ja unsere Partner vorher sehr genau an. Ich gehe auch in viele Ateliers und bin bei vielen Eröffnungen, Konzerten, Performances und lerne dort viele Leute kennen. Aus diesen Kontakten ergeben sich dann oft Möglichkeiten.

links: Ein Werk von Manfred Willmann
rechts: Eine Arbeit von Christian Eisenberger
Gerhard
Hast du eigentlich nie Schwierigkeiten mit Künstler:innen? Gerade Künstler:innen haben ja den Ruf, nicht immer ganz einfache Persönlichkeiten zu sein.
Christiane
Selten. Wirklich ganz selten. Ich muss sagen, die meisten Künstler:innen, die ich kennengelernt habe, waren unglaublich freundlich und bemüht und meist wahnsinnig produktiv und professionell. Es ist ein Beruf wie jeder andere. Der Egozentriker ist mehr ein Klischee. Ich würde sagen, dass Künstler:innen im Durchschnitt nicht schwieriger sind als andere Menschen.
Gerhard
Beim Thema Kommunikation würde ich gerne nochmal einhaken und das Gespräch ein wenig Richtung Kunstverleih lenken, der für uns ja auch ein großes Kommunikationsprojekt ist. Wie bist du eigentlich auf den Kunstverleih gestoßen?
Christiane
Ich kann das gar nicht mehr so genau sagen. Aber ich bin so 6-7 mal dabei und habe die Initiative, wenn ich mich richtig erinnere, bei einem Besuch im Forum Stadtpark kennengelernt. Es hat mich damals ziemlich beeindruckt, denn es hat mein Spektrum stark erweitert. Einerseits waren da Künstler:innen vertreten, die ich gar nicht kannte, andererseits war das eine neue Möglichkeit Kunst zu kommunizieren. Kunst zu streuen und dabei Menschen zu involvieren. Das hat mich sehr begeistert. Ich habe damals in einer relativ kleinen Wohnung in Graz gewohnt und hatte da neben meinem Bett einen Nagel eingeschlagen. Das war dann der Nagel für die Initiative Kunstverleih…lacht
Gerhard
Und das ist sich formatmäßig immer gut ausgegangen?
Christiane
Ja ist sich immer gut ausgegangen. Und es war lustig. Weil zu dieser Zeit habe ich für mich gelernt, dass kleine Formate unglaublich dominant sein können. Also kleine Formate können in ihrer Ausstrahlung, ihrer Bedeutung wandfüllend sein. Ich habe auch immer wieder Menschen von diesem Projekt erzählt und bin mir sicher, dass einige sich jetzt auch etwas ausborgen.
Gerhard
Wir haben vor kurzem zusammengezählt: In den letzen Jahren wurden ca. 350 Arbeiten verliehen. Es gibt viele, die vielleicht ein oder zweimal ausleihen. Aber auch einige, die, wie du, schon länger dabei sind. Letztes Jahr hatten wir bestimmt 25 neue Leihnehmer:innen. Mundpropaganda hat sich in jedem Fall als bestes Werkzeug zur Verbreitung der Idee herausgestellt. Man muss sich vorstellen: Als wir das Projekt vor 10 Jahren gestartet haben, hatten wir 15 Künstler:innen mit 15 Werken gezeigt. Ich glaube, 12 Werke wurden verliehen, und alle Leihnehmer:innen waren aus dem Bekanntenkreis. Das hat sich sehr stark gewandelt. Das kommunikative Element wird immer stärker. Viele der Künstler:innen haben durch den Kunstverleih sicher auch mehr Sichtbarkeit bekommen. Und jetzt mit den Hausbesuchen wollen wir auch schauen, wer denn eigentlich die Leihnehmer:innen sind…
Christiane
Genau so habe ich das auch erlebt, dass man beim Verleih interessante Künstler:innen kennen lernen kann und ich denke, dass auch Kurator:innen das so erlebt haben.
Gerhard
Ich würde mich noch gerne mit dir über das Verleihen unterhalten.
Heute, da Eva mich nicht begleiten konnte, stelle ich eine Frage, die sie gerne immer stellt: Gibt es etwas, dass du neben dem Kunstverleih ausleihst. Oder verleihst du selber etwas?
Christiane
Ich verleihe gerne Kleider. Meine Mutter und meine Schwester borgen sich liebend gerne welche bei mir aus. Bücher verborge ich auch, aber nicht so gern. Die verschenk ich dann lieber. Außer Kunst leihe ich mir sonst nichts. Ich bin diesbezüglich gar nicht so sozialisiert. Leihen war bei uns nie so ein Thema. Vielleicht auch wegen der Abgeschiedenheit, in der wir aufgewachsen sind. Ich bin auch keine Bibliotheksausborgerin. Bei uns in der Gegend gab es keine. Und mein Vater hatte selbst eine große Bibliothek und für ihn war es wichtig, Bücher zu kaufen und zu haben. Lustigerweise ist es bei mir auch so.

Christiane Kada mit einem Werk der Künstlerin Anaïs Horn, interessiert beobachtet von ihrem Hund Eddie
Gerhard
Dass du Kunst nicht nur leihst, sondern auch kaufst, sieht man eindrucksvoll in den Räumen, die du bewohnst. Das war auch ein Grund warum ich mich auf den Hausbesuch gefreut habe. Denn du hast ja auch von einigen Künstler:innen, die Teil der Initiative Kunstverleih sind, Arbeiten hier hängen. Würdest du dich als Sammlerin bezeichnen?
Christiane
Kunstwerke zu haben, macht mir wahnsinnige Freude, aber ich würde mich nicht als Sammlerin bezeichnen, weil ich auch nicht systematisch vorgehe. Ich kaufe aus dem Bauch heraus. Ich bin auch nicht versessen. Wenn mir etwas gefällt, wenn mich etwas anspricht oder wenn ich Künstler:innen schon lange kenne und das Werk wahnsinnig schätze, dann kommt der Moment, in dem ich etwas haben muss. Und man kann nie genug Kunst haben. Ich bin dabei überhaupt nicht der Typ, der unbedingt alles Aufhängen muss oder gezielt eine Wohnung einrichtet. Es muss irgendwie entstehen. Und zwar langsam.
Gerhard
Thematisch und lebensphilosophisch kann ich hier mit meiner Schlussfrage anschließen. Worum geht es im Leben? Worum geht es in der Kunst? Du kannst dir aussuchen, auf welche Frage du antworten willst. Gerne aber auch auf beide.
Christiane
Ich glaube, dass es im Leben wie auch in der Kunst darum geht, ständig neue Sichtweisen zu gewinnen und zu lernen. Kunst spricht ja unglaublich und ist dadurch sehr lehrreich. Über Jahre zeigt sie Perspektiven und Möglichkeiten auf und erweitert die Vielfalt der Wahrnehmungen durch vielschichtige Erzählungen. Kunst hat viele Dimensionen, abgesehen von der Technik, gibt es nicht den einen Inhalt, den ein Werk vermittelt. Noch dazu, wo es ja ein Dialog mit der Betrachterin ist. Wie in der Kunst ist es im Leben ähnlich.
Menschen mit denen du dich umgibst, entwickeln sich, verwandeln sich, werden andere – wie ein Kunstwerk, das für dich ein anderes ist, wenn du es nach fünf Jahren wieder betrachtest. Es sind ständige Impulse, die da ausgehen und wahrgenommen werden wollen und das ist für mich das große Erlebnis.